Lawine gegen Rechts
Was hat ökologische Landwirtschaft mit rechtem Gedankengut zu tun?
Ökolandbau und damit verbundene Ideen wie das Arbeiten mit der Natur anstatt gegen sie, regionale Lebensmittelerzeugung und lokale Sorten, Autarkie und Selbstversorgung sind extrem anschlussfähig für Positionen von rechtsradikalen Gruppierungen und deren Anhänger*innen. Ähnliche Ideen haben jedoch völlig andere Beweggründe – basierend auf nationalistischen und menschenverachtenden Ideologien werden sie z.B. in Kreisen der rechtsoffenen Anastasia-Bewegung, unter völkischen Siedler*innen und auch in der AfD verbreitet.
Wir beobachten zudem mit Sorge, dass sich einige Menschen im Ökolandbau auch in antidemokratischen, verschwörungsideologischen und antifeministischen Kreisen aufhalten, was sich aktuell in Zeiten der Corona-Pandemie besonders stark offenbart.
Wir wehren uns gegen die Vereinnahmung unserer emanzipatorischen Konzepte von rechts unter dem ökologischen Deckmantel. Wir möchten regionale Ernährungssysteme aufbauen, um in Verbundenheit mit globalen kleinbäuerlichen Bewegungen eine selbstbestimmte und unabhängige Lebensmittelversorgung von unten voranzutreiben - nicht aus einer nationalistischen Idee heraus und auch nicht, um ‚Heimatschutz‘ zu betreiben.
Wir stellen uns gegen ein pseudofeministisches Konzept von Natürlichkeit, Weiblichkeit und Fruchtbarkeit, welches eine Vielfalt von Geschlechtern, Sexualitäten und Lebensrealitäten ausblendet und uns in altbekannte Rollenbilder drängt.
Wir folgen keinen vereinfachten und populistischen Erklärungsmustern, sondern gehen kritisch, wachsam und solidarisch durch diese Welt. Menschen, die mit rassistischen, sexistischen, homophoben oder antisemitischen Erzählungen sympathisieren oder aktiv zu ihrer Verbreitung beitragen, haben bei uns in der Solawi Lawine indiskutabel keinen Platz. Wir distanzieren uns zudem von einer Corona-Protestbewegung, die sich nicht klar gegen rechte Einflüsse und verschwörungstheoretische Erzählungen abgrenzt.
Diese Haltung ist unsere politische Basis, auf der wir unsere Arbeit und unseren Umgang miteinander aufbauen. Menschen mit rechter Gesinnung mit unserem Gemüse zu versorgen und in unsere gemeinsam aufgebauten Strukturen zu lassen, bedeutet all diejenigen auszuschließen, die von Diskriminierung betroffen sind, mit denen wir uns solidarisieren und von denen wir Teil sind.
Ökologische kleinbäuerliche Landwirtschaft hört nicht am Ackerrand auf, sondern ist eine politische Angelegenheit. Sie erfordert vor allem heute eine klare Positionierung, um emanzipatorische Ideen zu verteidigen, anstatt sie von rechts vereinnahmen zu lassen. Überall und von uns allen - aber nochmals mehr hier auf dem Gutshof Neuendorf im Sande mit seiner uns immer präsenten Geschichte.
Rechtes Gedankengut verkompostieren.
Eure Lawine
Informiert euch! Hier gibt es einige Berichte und Infomaterial:
Fachstelle Radikalisierungsprävention und Engagement im Naturschutz FARN https://www.nf-farn.de/
AG Rechte Tendenzen des Netzwerks Solidarische Landwirtschaft https://www.solidarische-landwirtschaft.org/das-netzwerk/arbeitsgruppen/rechte-tendenzen
Amadeo-Antonio-Stiftung, Publikation zu Völkischen Siedler*innen im ländlichen Raum
https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/publikationen/voelkische-siedler-innen-im-laendlichen-raum/
Reportage vom BR24 / Anastasia-Kult: Rechte Ideologie bei esoterischen Öko-Landwirten https://www.youtube.com/watch?v=sp0sx6eZiTk&feature=emb_title